Conrad Giller Blog

Wie macht man ein gutes Firmenvideo?

Kendra Eash hatte offensichtlich genug von schlechten Industriefilmen. Die Associate Creative Director bei Edelman in NY veröffentlichte am 06. Februar eine schön sarkastische Corporate-Video-Bauanleitung  “The perfect Brand Video for just about Everything” auf Timothy McSweeney’s Internet Tendency.

Kendras Bauanleitung fiel bald darauf der Video Stock Company ‘Dissolve’ in die Hände, die daraus mit Hilfe ihres eigenen Archivmaterials ‘This Is a generic Brand Video’ gemacht haben. Besser geht’s nicht. Kendra fand es auch toll: “It was made into a video by the brilliant folks at Dissolve, and I enjoyed being Internet Famous for a week.”

Irritierend ist bei den Dissolve-Leuten nur, dass sie für diesen schönen Industriefilm-Verriss auf HD-Level ihr Archiv plündern – und am Ende damit auch nur Werbung für ihr ‘wir-haben-für jede-Idee-das-passende-Material’ machen. Warum? Damit noch mehr grausame Imagefilme gemacht werden von Leuten, die davon nicht viel Ahnung haben? Bizarr. Ironie ist schon ziemlich komplex.

Die falsche Stimme aus dem Off kann den besten Film ruinieren. Dissolve hat für in diesen Clip eine der Besten gewonnen, das  preisgekrönte Voiceover Talent Joe ‘The Sam Elliot sound alike’ Pike. Auf dessen Seite gibt es tolle Soundfiles und noch mehr Videos mit ihm im OFF, diesmal alle ernst gemeint.
Wer sich auf die Stimme einlassen kann, läuft Gefahr, in einem subversiven Klangteppich zu versinken und dabei Text und Bilder zu vergessen. Auch schon wieder grenzwertig.

Natürlich gibt es in der Community auch wieder einen ganz Gründlichen, der herausgefunden haben will, dass Kendra eigentlich nur eine andere Commercial-Verarsche ‘Every Tech Commercial’ von College Humor umgeschrieben hat. Wenn’s dadurch besser wird? See yourself!

Das es auch anders geht – also richtig gut – zeigt ‘S’Lebn is a Freid – Die  Mutter aller Imagefilme’. Der “weltweit erste Unternehmensfilm für einen Obst- und Gemüsestand” wurde von al Dente Entertainment realisiert, die dafür beim Deutschen Webvideopreis 2014 von Jury und Publikum auf Platz 1 gesetzt wurden.

Den Film um Didi Schweiger, den Bananen-Didi an der Münchner Uni, hat Dieter Schels, Regisseur und Geschäftsführer von al Dente aus ‘Spaß an der Freid’ realisiert und natürlich nie mit diesem Erfolg gerechnet. Schels habe laut Süddeutscher Zeitung “mit dem Imagefilm beweisen wollen, dass es erstens egal sei, ob ein Unternehmen einen oder 100.000 Mitarbeiter habe, dass zweitens die Inhalte der meisten Unternehmensfilme komplett austauschbar seien und drittens allein die Glaubwürdigkeit der Menschen zähle.” Mission accomplished.

Da bekommt sogar ein ironischer Text eine zweite, positive Bedeutungsebene. Großes Handwerk, Respekt!

Bis zum nächsten Thema!