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Storytelling

Joseph Campbell

Joseph Campbell ist der Vater der wissenschaftlichen Betrachtung der Geheimnisse von guten Geschichten. Als Kind packte ihn die Begeisterung für die Mythen der Indianer, als Wissenschaftler inspirierte er mit seiner Heldenreise Georg Lucas zu seinen Welterfolgen. Und Lucas war nur der erste von ihnen.

Joseph Campbell war 10 Jahre alt, als ihn im Museum of Natural History in New York die Totempfähle und Masken packten. Er begann, so viel wie möglich über die Indianer und ihre Mythen zu lesen, ihre Geheimnisse zu entschlüsseln. Er studierte Philosophie, Biologie, aber auch Sanskrit und provenzalische Literatur und vertiefte sich sehr intensiv in die Sagen und Geschichten der Naturvölker dieser Welt.

Dabei entdeckte er eine bahnbrechende Gemeinsamkeit. In den Mythen, mit denen sie ihr Wissen an die nächste Generation weitergaben, kamen immer wieder vergleichbare Situationen vor, sogar die Helden hatten ähnliche Charaktere – und das quer über alle Kontinente.

Campbell schrieb dieses Grundmuster der Heldenreise auf. Es ist das allgemein gültige Muster für Geschichten, die man sich gerne anhört, versteht und daraus lernen kann und sich so gut merken kann, um sie auch weiter zu geben.

Nachzulesen ist alles in seinem erstmals 1949 erschienenen Buch „The Hero with a Thousand Faces“ [„Der Heros in tausend Gestalten“]. Das Werk war zunächst nur einem kleinen Publikum bekannt, wurde im Laufe der Jahrzehnte jedoch zu einem Klassiker über Mythologie und das Motiv der Heldenreise und schließlich zu einem der einflussreichsten und wichtigsten Bücher des 20. Jahrhunderts.

Sein erstes Buch schrieb Campbell 1939 zusammen mit Henry Morton Robinson über James Joyce „A Skeleton Key to Finnegans Wake“, ein Schlüssel für das Verständnis dieses zentralen und schwer zugänglichen zeitgenössischen Werkes.

Campbells Ideen beeinflussten Filmemacher wie George Lucas genauso wie den Dichter Robert Bly oder die Rockband Greatful Dead.

Weltruhm erlangte erst nach seinem Tode [* 26. März 1904 in White Plains / New York; † 30. Oktober 1987 in Honolulu], ausgelöst durch die sechsteilige TV-Serie der BBC „Joseph Campbell and the power of myth“ , in der ihn der Journalist Bill Moyers auf der Skywalker-Ranch von Georg Lucas interviewt. Eine spannend zu lesende Buchfassung erschien 1988 unter dem gleichen Titel, in der deutschen Fassung „Die Kraft der Mythen. Bilder der Seele im Leben des Menschen“.

Die Heldenreise wurde zum Leitthema von Campbells Arbeit. Er suchte die Gemeinsamkeit der Motive in den Weltmythen, die auf das konstante Bedürfnis in der menschlichen Psyche hinweist, sich um tiefe Prinzipien herum zu sammeln. Allerdings war damit nicht die Suche nach dem Sinn des Lebens gemeint, sondern die Suche nach der Erfahrung des Lebendigseins.

Die BBC-Serie wurde zu großen Teilen auf der Skywalker Ranch von George Lucas aufgenommen, der Campbell gegenüber eine Art Dankesschuld wegen der Inspiration zu seiner Star Wars Filmen empfand und die durch den Austausch darüber zu guten Freunden wurden.

[Nach Bill Moyers Vorwort im oben zitierten Buch von Joseph Campbell und Bill Moyers „Die Kraft der Mythen. Bilder der Seele im Leben des Menschen“]