Medientraining
Notfallkoffer für akute Stimmprobleme
An wen Sie sich wenden können
Bei anhaltender Heiserkeit, ständigem Räuspern oder längerem Kloßgefühl im Hals, evtl. in Verbindung mit Schluckbeschwerden, sollten Sie einen Phoniater aufsuchen, den Facharzt für die Gesundheit Ihres Sprechapparates. Die sprechtechnische Therapie übernimmt der Logopäde, also der Sprecherzieher.
[Gute Sprecherzieher, die sich mit den Problemen von Viel- und Lautrednern auskennen, finden Sie an jedem ordentlichen Theater.]
Kurz Husten statt Räuspern
Wenn der Raum schlecht durchlüftet ist, bei einem Saal voller Leute oder bei trockener Heizungsluft ist die Luftfeuchtigkeit im Raum viel zu niedrig: Das geht mächtig auf die Stimmbänder. Die wehren sich gegen das Vertrocknen, indem sie Schleim produzieren. Dieser stört beim Sprechen. Dashalb beginnen viele, sich zu Räuspern, um die Stimme wieder frei zu bekommen. Räuspern ist absolut falsch! Räuspern versetzt die Stimmbänder in heftige Schwingung und sie schlagen hart aneinander. Das reizt sie noch mehr und produziert noch mehr Schleim – also das Gegenteil von dem, was Sie mit Ihrem Verhalten erreichen wollten. Deshalb: Husten!
Dem Austrocknen der Stimmlippen können Sie entgegenwirken, indem Sie vermehrt durch die Nase einatmen. Im Vorfeld des Auftritts sollten Sie außerdem unbedingt genügend trinken und sich ein Glas Wasser auf das Rednerpult stellen.
Bei Stress: Ausatmen
Bei Nervosität vor dem Auftritt noch einmal kräftig Luft holen? Bloß nicht! Viel wichtiger ist es, auszuatmen.
Das Problem ist zuviel Luft, da wir unter Druck unwillkürlich tiefer einatmen als gewöhnlich. Im Laufe der Evolution hat unser Körper gelernt, in Stresssituationen entweder davonzulaufen oder zu kämpfen. Wenn sich Sprintläufer vor dem Start so richtig aufpumpen, dann ist das ja ganz angemessen: Sie brauchen ja physische Höchstleistung. Ein Redner etwa auch?
Wenn Sie kräftig einatmen, noch dazu in Brust und Schultern, steigern Sie Ihre körperliche Anspannung noch weiter und haben beim Sprechen Stress damit, die viele Luft wieder loszuwerden. Präzise artikulieren können Sie mit diesem Überdruck auch nicht.
Darüber hinaus ist die falsche Atmung und damit die viel zu hohe körperliche Anspannung verantwortlich für zahlreiche Stimmprobleme.
Auf Dauer schädlich: Zu laut und zu hoch sprechen
Mächtig viel Engagement bei der Rede? Starke Emotionalität beim Diskutieren und Debattieren? Das Gefühl, sich nicht durchsetzen zu können, wenn man stimmlich nicht noch ein Pfund draufsetzt?
Wenn ja, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie zu laut und von der Stimmlage her zu hoch sprechen. Das ist dann so, als wenn Sie mit Ihrem Auto permanent im roten Drehzahlbereich fahren. Wer dauerhaft seine Stimme überfordert, riskiert einen bleibenden Stimmschaden [Hyperfunktionelle Dysphonie]. Anhaltende Heiserkeit oder ein irreversibler “Knacks” in der Stimme sind die Folge – also Brüchigkeit und unkontrolliertes Überschlagen oder Wegbrechen der Stimme. Mit weicher, kräftiger Stimme werden Sie jedenfalls nicht mehr auf Ihre Umwelt einwirken können. Auch Nervosität vor und in der Sprechsituation können dieses stimmschädigende Verhalten hervorrufen.
Was tun?
Dieses Problem ist dauerhaft nicht ohne fachliche Unterstützung und auch nicht ohne weitreichende Verhaltensänderungen zu lösen. Unsere Stimme funktioniert nicht losgelöst von unserem Körper und unseren Einstellungen, also den Haltungen, mit denen wir körperlich und mental auftreten.
Nur grundlegende Entspanntheit als Normalzustand und mentale Sicherheit in Situationen, in denen wir unter Druck sprechen müssen, gewährleisten auf Dauer den richtigen Stimmgebrauch.
Das geht garnicht!
Extrem heiße, kalte, scharfe oder saure Speisen und Getränke. Alkohol am Tag der Stimmbelastung. Rauchen. Das alles greift die Stimmbänder an.
Was immer gut ist: GÄHNEN
Selbst in der höflichen Form des unterdrückten Gähnens ist dem Sprechenden gedient. Der Kehlkopf senkt sich, führt zu Ent-Spannung im Hals, die Stimmlippen werden befeuchtet. Das hilft gegen Austrocknen. Mund und Rachen werden weit, was die Resonanz verbessert. Die Atmung geht in die Tiefe und fördert die Tiefenentspannung. Vielleicht ändern diese Worte Ihre Einstellung zum Gähnen und Sie gähnen künftig befreit auf ….das wäre schon mehr als ein Anfang.
Sauna und heiß Inhalieren?
Ist nicht optimal am Vortag der Stimmbelastung oder am Tage selbst, weil der Saunabesuch den Wasserhaushalt durcheinanderbringt. Zur Entspannung sollten Sie also auf andere Möglichkeiten zurückgreifen.
Flüstern ist anstrengender als es “klingt”
Was wie eine Schonstimme klingt, ist in Wirklichkeit für den Stimmapparat doppelt anstrengend und daher wenig förderlich. Lieber leise, also ohne Anstrengung, oder gar nicht sprechen.
…und einen Phoniater aufsuchen, bevor etwas kaputt geht!
[Legal Disclaimer: Die gegebenen Tipps können keinesfalls schaden und werden Ihren Wissensschatz bereichern. Sie ersetzen aber auf keinen Fall die professionelle Beratung durch einen Fachmann.]