Das Handbuch zum Medien-Training
Videos zum Buch
Hier haben wir Ihnen die im Interviewratgeber angeführten YouTube-Links zusammengestellt. Aktuelle Highlights finden Sie im Blog.
Augenthalers 45-Sekunden-PK
10. Mai 2007. Die legendäre Pressekonferenz vom damaligen VfL-Trainer Klaus Augenthaler. Er hatte sich selbst vier Fragen gestellt und auch gleich beantwortet, seinen Zettel eingesteckt und nach 45 Sekunden das Podium wieder verlassen. Neun Tage später trennte sich der VfL von seinem Trainer.
Bettina Schausten und das mietfreie Wohnen
04. Januar 2012. Der damalige Noch-Bundespräsident Christian Wulff im Interview von Bettina Schausten und Ulrich Deppendorf. Etwa in der 15. Minute kontert Wulff den Vorschlag von Schausten, Freunden doch etwas Geld dazulassen, wenn man dort privat übernachtet hat, mit der Gegenfrage, ob sie das so machen würde – was sie bejahte. Interessante Sequenz, aber von beiden Seiten ein sehr unglückliches Interview.
Body vs. Brain
Juni 2001, Frau Schwarzer und Frau Feldbusch beim J. B. Kerner, dazu titelte die BILD vorab “Body vs. Brain”. Es entwickelte sich ein schöner Schlagabtausch zwischen den Damen, den jemand inzwischen aus dem Internetz genommen hat, deshalb müssen wir uns mit einem Kommentar aus dem Tagesspiegel begnügen.
Bush und Blaire beim G8
17. Juli 2006. George W. Bush und Tony Blaire unterhalten sich in einer Konferenzpause des G8-Treffens sehr direkt und offen über die Lage in Israel. Sie bemerken allerdings nicht, das eine Kamera sie aufnimmt und die Mikrofone noch offen sind.
Der Ben Bernank
11. November 2010. Comic zu Ben Bernank und Quantitative Easing. Eine Kaskade von einfachsten Fragen bringen ein wohlklingendes Wordgebilde ‘Quantitative Easing’ kontrolliert zum Einsturz. Ob der Frager wirklich so naiv ist oder seine Kompetenz geschickt tarnt ist für das Gespräch völlig unbedeutend.
Fernehquizz mit Klopp
08. Dezember 2010. Im Flieger und im Studio gilt dasselbe: Handy aus! Es wäre schon schön blöd, wenn mitten im Interview jemand anruft. Nicht jeder geht damit live so cool um wie der Fußball-Trainer Jürgen Klopp auf diversen Pressekonferenzen. Weitere nette Interviews hat eyep.tv auf Youtube bereitgestellt.
Gauck und die Engel auf Erden
19. Februar 2012. Bei seiner Vorstellung als Bundespräsidentenkandidat beugte Joachim Gauck gleich allen zu hohen Erwartungen vor: „Ich kann Sie nur bitten, die ersten Fehler gütig zu verzeihen und von mir nicht zu erwarten, dass ich ein Supermann und ein fehlerloser Mensch bin. Wir alle wissen, kann man ganz gute Dinge auch machen, wenn man nicht von Engeln umgeben ist sondern von Menschen.“
Gauck und die Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit
17. September 2010. Joachim Gaucks Dankesrede zur Auszeichnung als Kommunikator des Jahres der DPRG: „…plötzlich begegnet mir … eine sich eigentlich durch alle Lebensbereiche durchziehende Sehnsucht der Menschen. Sie wollen glauben, dass das was sie umgibt, von ihnen verstanden und akzeptiert werden kann. Sie wollen also Glaubwürdigkeit. Und das wollen sie nicht nur bei Produkten, sondern das wollen sie viel stärker in ihrem privaten Leben wie in ihrem politischen Umfeld. Das muss man mal begreifen, dass wir Menschen eigentlich so wenige Grundbedürfnisse haben …
… wir wachsen in einem Maße über uns hinaus, wie eine Blase, und das hält sich nicht. Aber warum muss es denn sein? Wir haben doch in uns genug Möglichkeiten, Wahrheit Wahrheit zu nennen, sie so auszudrücken, dass andere sie verstehen und dabei zu lernen, dass das Leben, das wir führen – ob in der Wirtschaft, in der Politik oder privat – ohne Wahrheit, Vertrauen und Glaubwürdigkeit nichts ist…
Ich muss weg!
Februar 2009. Mit einem Blick auf die Armbanduhr und dem Satz „Ich muss weg” zog sich Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft, auf recht ungewöhnliche Art aus der Affäre. Er stand einfach auf und ließ die verdutzten Journalisten mit ihrer Technik alleine. Besser so als sitzenbleiben und peinlichen Mist reden. Darauf muss man in der Not erst mal kommen – und das dann auch durchziehen. Geht aber auch nur einmal. Dafür hatte Stefan Raab für sein TV total wieder einen schönen Spruch zur exzessiven Nutzung.
Loriots Frühstücksei
16. Mai 1977. Die individuelle Wahrnehmung der Struktur eines Gesprächs bestimt dessen Bedeutung. Die Perspektive bestimmt das Bild. Wer hat angefangen? Wer hat Recht? Wer ist schuld? Das sind Fragen, die von den Beteiligten in der Regel unterschiedlich beantwortet werden. In der Konsequenz redet man gegeneinander und nicht miteinander. Das Frühstücksei aus Loriots Szenen einer Ehe beginnt so harmlos mit „Bertha, das Ei ist hart” und endet aus scheinbar unerfindlichen Gründen mit „Ich bring sie um, morgen bring ich sie um!” Natürlich hat der Zwist irgendwann in der Ehe oder sogar noch davor angefangen und sich langsam aber sicher zu diesem Ritual stilisiert. Die Wahrnehmung ist festgefahren, damit auch die Interpretation des Gehörten.
Markwort bei Willemsen
18. Januar 1995. Roger Willemsen lud sich Helmut Markwort zum 2. Jahrestag von Focus in seine Sendung Willemsens Woche ein. Egal, was Markwort sagte, ein offensichtlich sehr detailliert vorbereiteter Willemsen hatte einen Heidenspaß, immer noch einen ironisch-bissigen Kommentar obendrauf zu setzen. An den Abend wird sich Markwort sicherlich noch erinnern, auch wenn es schon eine Weile her ist. Ob Willemsen immer fair war, liegt im Auge des Betrachters.
Mike Wallace
26. Dezember 1977. Den US-Journalisten Mike Wallace machten seine kritischen Nachfragen in Interviews zu einer Legende. Als gnadenloser Fragensteller entlockte er vielen Prominenten Dinge, die sie lieber nicht gesagt hätten und gewann dafür 21 Emmys. Seine Magazinsendung „60 Minutes” hatte regelmäßig 40 Millionen Zuschauer. Als sein bestes Interview behielt er ein Gespräch mit dem Pianisten Vladimir Horowitz in Erinnerung, in dem laut CBS zwei „listige, manische“ Personen aufeinandertrafen. Wohl nur literarisch fand er in „Gott ist mein Broker“ von Christopher Buckley und John Tierney einmal seinen Meister. Wallace starb im April 2012.
Nowottny und Brandt
21. Oktober 1972. Bericht aus Bonn, Interview von Friedrich Nowottny mit Willy Brandt zur Pariser Gipfelkonferenz mit Georges Pompidou im Oktober 1972. Nowottny hatte auch für dieses wichtige und komplexe Thema die klassischen Eins-dreißig, also anderthalb Minuten für drei Fragen. Er wollte die Problematik so gut wie möglich darstellen und gleichzeitig so weit wie möglich eingrenzen. Zeit für weitschweifige Antworten hatte er nicht. Seine Entscheidungsfragen mit kompletter Vorgabe der Antworten in Verbindung mit einer leichten atmosphärischen Verstimmung auf Seiten Brandts ließen diesen daraus ein 30-Sekunden-Stück machen, inklusive Vor- und Abspann. Immer wieder schön anzusehen.
Seine Sicht auf die Ereignisse erläutert er in einem Beitrag des WDR.
Jan Ullrich – Der Abgang
26. Februar 2007. In einer Pressekonferenz erläutern die Gastgeber klassischerweise ihre Neuigkeiten. Diese sind hoffentlich wirklich neu und hinreichend komplex, da die Journalisten anderenfalls nicht hätten kommen müssen. Im Anschluss daran können die Journalisten ihre Fragen stellen, die natürlich beantwortet werden.
Das Gegenteil einer spannenden Pressekonferenz bot Jan Ullrich am Ende Februar 2007, was das Medienmagazin ZAPP zu einem bitterbösen Verriss animierte.