Das können Sie alles senden!
Am 14. Mai 2012 gibt Horst Seehofer nach der für die CDU/CSU desaströsen Landtagswahl in NRW dem ZDF ein längeres, glattes, also typisches Politiker-Interview.
Das Interview ist zu Ende, die Kamera läuft noch, und Claus Kleber unterhält sich mit Horst Seehofer weiter über das Thema. Er hatte wohl das Gefühl, dass noch nicht alles gesagt war, denn dafür war das Interview zu glatt.
Und richtig! Seehofers Sprache wird entspannter, nicht mehr so kontrolliert und gleichzeitig emotionaler. Er regt sich schön auf über die verpatzte Wahl und deren Verursacher, so hätte es gleich laufen können. Und am Ende kommt auch noch das inzwischen legendäre „Das können Sie alles senden“.
Wer von den beiden war jetzt wirklich der Medienprofi? Der Journalist, der doch noch spannende Antworten bekommen hat oder der Politiker, der der quasi abseits des Offiziellen doch noch seine eigentliche Botschaft abgesetzt hat?
Die Münchener Narrhalla verleiht ihm am 31. Januar 2013 im Deutschen Theater in München für den Spruch „Das können Sie alles senden!“, der inzwischen Kultstatus hat, den Karl-Valentin-Orden
In seiner Dankesrede verrät er, was dabei wirklich abgelaufen ist, im Video so ab ~3:30.
Tatsächlich wollte Seehofer also nicht, dass irgendetwas davon gesendet wird. Seine jahrelange Erfahrung mit den Medien sagte ihm jedoch, dass ein Sendeverbot seine Aussagen für die Journalisten nur noch interessanter machen würde und er so die Ausstrahlung nicht verhindert könnte.
Also wählte er den Weg der paradoxen Intervention und gab die Ausstrahlung frei in der Hoffnung, den Take damit uninteressant zu machen. Dafür waren seine Antworten aber doch zu schön.
Wer blufft, muss auch damit leben können, wenn es nicht klappt. Und die Größe hat er bewiesen.